Wir besuchen das Landesinnere, genauer gesagt, die Örtchen La Oliva und Betancuria, die beide einst Inselhauptstädte waren.
La Oliva („Die Olive“), ein kleines Örtchen, mit etwa 1300 Einwohnern hat seinen Namen vermutlich von dem reichlichen Vorkommen des wilden Olivenbaums. Einige Jahre wurde Fuerteventura von La Oliva aus verwaltet. Diese Stellung verlor die Stadt jedoch 1860 an das heutige ‚Puerto del Rosario‘.
Der letzte Vulkanausbruch auf Fuerteventura liegt bereits mehrere tausend Jahre zurück, die Lavafelder sind bereits sehr erodiert und auch teilweise versandet, das unterscheidet diese Landschaft zwar nicht entscheidend von der Lanzarotes, macht jedoch die meisten Gebiete zumindest zugänglich..
Die Stadt Betancuria wurde 1404 unter anderem von dem Eroberer Jean de Béthencourt, dessen Namen sie trägt gegründet. Seitdem war sie Hauptstadt und Regierungszentrum der Insel. 1834 wurde Betancuria von Antigua abgelöst, die Gemeinde ist mit 789 Einwohnern heute die bevölkerungsschwächste der Insel. Touristen besuchen sie wegen ihrer reichen Vegetation.
Der Barranco de las Peñitas, das Palmental, ist Teil eines der mächtigsten Wasserläufe von Fuerteventura. Eine kurze Wanderung vom Parkplatz zum Staudamm Presa de las Peñitas führt uns durch eine Schlucht, vorbei an der winzigen Kapelle ‚Iglesia de Nuestra Señora de la Peña‘ bis hoch zum Staudamm. Dieser Damm wurde bereits in den 30er Jahren errichtet, er verlandete jedoch recht schnell und wurde im Laufe der Jahre noch zweimal erhöht, was jedoch nicht zum Erfolg führte. Immer wieder verlandete der Stausee, in Folge dessen man das Vorhaben letztendlich aufgab.
Von Betancuria kommend müssen wir zunächst Berge überwinden, die Strassen winden sich eindrucksvoll über die Bergkämme, wir sind froh, daß heute wenig Gegenverkehr herrscht.
Nahe des Parkplatzes zu der kleinen Wanderung treffen wir auf eine Kolonie von Streifenhörnchen. Sie sind so zahlreich, daß man aufpassen muss nicht einem von ihnen versehentlich auf den Schwanz zu treten. Augenscheinlich sind sie sehr auf Touristen fixiert, denn kaum macht man eine kleine Pause, schon stehen sie vor einem und betteln, das ist so putzig, da kann man kaum widerstehen.
Wir folgen dem Flusslauf, oder besser dem Flussbett von Barranco de la Peña, der theoretisch in Ajuy in den Atlantik mündet, wenn er denn mal Wasser führte. Ajuy präsentiert sich uns entspannt und freundlich, viele sehr schöne Fischlokale, der kleine schwarze Strand und die Piratenhöhlen haben uns beeindruckt. Die Flussmündung ist hier als großer Parkplatz ausgewiesen und wird nur bei Regen in den Bergen gelegentlich geschlossen, wie oft das passiert entzieht sich jedoch unserer Kenntnis.
Will man die südliche Halbinsel Fuerteventuras und den ‚Parque Natural Jandía‘ besuchen, muß man zunächst die Touristenorte ‚Costa Calma‘ und ‚Morro Jable‘ durchqueren. ‚Costa Calma‘, ein seelenloser Ort, der auf Massenabfertigung ausgerichtet ist. Hier hat zu allem Übel nicht einmal unsere Kamera verwertbare Fotos geliefert, jedoch fanden wir lauter deutsche Produkte im Supermarkt, die wir auf der gesamten Reise in keinem einzigen Supermarkt sonst fanden. Pumpernickel, Sauerkraut, Laugenbrezel, Teewurst, Leberwurst, um nur einige zu nennen. Nicht, daß wir welche davon hätten kaufen wollen, sie haben sich uns einfach so in den Weg gestellt. ‚Morro Jable‘ zeigt sich ebenso groß, auch sehr touristisch, aber fein, elegant und ansehnlich. Fast freuen wir uns über das viele Grün, die zahlreichen Palmen am Wegesrand, begrünte Rasenflächen vor den Hotels, bunte blühende Gärten und vieles mehr, was unser Wüsten-gestresstes Auge sehr erfreut. Allein der Gedanke, dass auch hier jedes Fleckchen Erde künstliche Bewässerung benötigt, und das gesamte Wasser auf Fuerteventura aus (noch) energetisch fragwürdigen, weil mit fossilen Brennstoffen betriebenen Entsalzungsanlagen stammt, läßt uns etwas nachdenklich weiterziehen.
Wir erreichen das Ende der Insel and dessen Spitze ein weiterer Leuchtturm ‚Faro Punta de Jandía‘ steht, den man zwar besichtigen, aber leider nicht besteigen kann.
Andi hat unterdessen recherchiert, daß in ‚Punta di Jandía‘ die beste und traditionellste Fischsuppe der Insel zubereitet wird, also gibt es für Andi heute Fischsuppe zum Frühstück. Guten Appetit!
Um die Nordküste der Halbinsel Jandía zu erreichen, muß man eine spektakuläre Fahrt über die Berge auf sich nehmen, ein Schotterweg ohne Leitplanken oder sonstige Begrenzungen an der steilen Hangseite, nicht breiter als eine Wagenbreite, sehr steil und kurvig.
Dennoch: Diese Fahrten treiben Andi den Spaß in die Backen und Heike den Blutdruck nach oben, da müssen wir dann wohl oder übel durch. Am Ende des Weges erwartet uns ein Strand der anderen Art, wilde Brandung, 50 m breit, 13 km lang und einsam, einfach nur großartig.
Ca 2,5km oberhalb des Strandes liegt die Villa Winter (Casa Winter) um die sich die merkwürdigsten Geschichten und Mysterien ranken. Gebaut wurde sie 1936 von Gustav Winter, einem deutschen Ingenieur, der seit 1915 in Spanien an verschiedenen Projekten am Festland, auf Gran Canaria und schließlich auf Fuerteventura beteiligt war. Die gängigen Spekulationen über Casa Winter sind:
Errichtung eines geheimen U-Boot-Hafens während des Zweiten Weltkrieges
Vorübergehende Unterbringung und Schutz in Bunkern von Nazigrößen und deren Transport nach Südamerika, auf den Rattenlinien, in der Endphase des Zweiten Weltkrieges und in der frühen Nachkriegszeit
Auch der kleine am Strand liegende Friedhof wird mit dem Bau der Villa und dem damaligen militärischen Sperrgebiet auf der Halbinsel in Verbindung gebracht. Alle seriösen Recherchen deutscher und spanischer Journalisten haben keine dieser variantenreichen Spekulationen beweisen oder aber widerlegen können. Angaben Winters in einem 1971, kurz vor seinem Tod, der Illustrierten „Stern“ gegebenen Interview nähren jedoch seither die Spekulationen: darin gab er als Erbauungszeitpunkt der Villa das Jahr 1958 an. Als Begründung der extrem abgelegenen und schlecht erreichbaren Lage führte er an, ein Naturliebhaber zu sein. Auch seine Bestrebungen, eine Tomatenplantage errichten zu wollen, erscheinen aufgrund der Unwirtlichkeit der Gegend und des natürlichen Wassermangels zumindest fragwürdig. Keine Erklärung wurde für das etwa 12 km westlich gelegene Flugfeld gefunden.
Fuerteventura verabschiedet sich mit einem wunderschönen ‚HALO‘ über ‚Playa La Caleta‘
Der ursprüngliche Plan sah vor nach Fuerteventura zunächst Gran Canaria und im Anschluß Teneriffa zu besuchen. Uns läuft jedoch die Zeit davon, wir haben nur noch vier Wochen Zeit bis uns die Fähre von Teneriffa zurück auf’s Spanische Festland bringt und zwei Inseln dieses Ausmaßes können wir stressfrei nicht mehr bewältigen. Also muss eine Planänderung her: Wir lassen Gran Canaria sausen und fahren direkt nach Teneriffa. Wir buchen also eine Fährfahrt für uns und unsere Grille von Puerto del Rosario nach Santa Cruz de Tenerife. Wir schiffen um 10:00Uhr in Puerto del Rosario ein und haben einen Zwischenstop in Las Palmas de Gran Canaria, wo wir die Fähre verlassen müssen und dem Fahrplan nach sofort auf die nächste Schnell-Fähre Richtung Teneriffa einschiffen sollten, jedoch ist die Kapazität für hohe Fahrzeuge auf dieser Fähre ausgeschöpft und man lässt uns nicht mit. Wir warten geduldig weitere zwei Stunden und beobachten das rege Treiben an dem gewaltigen Fährhafen von Las Palmas, wo 6 große Fährschiffe zeitgleich abgefertigt werden können; eine logistische Meisterleistung, wie wir finden. Wir schiffen sodann auf einer Bummelfähre ein und erreichen Santa Cruz de Tenerife kurz vor Mitternacht.
Wir fahren heute nur noch bis ‚Sán Christóbal de La Laguna‘, eine Stadt nördlich von S.C. de Tenerife am Fuße des Anaga-Gebirges, wo Andi gerne eine schöne Rad-Tour machen möchte.
In ‚La Laguna‘ haben wir 15 Grad und Nieselregen. Radfahren bei diesem Wetter macht keine große Freude. Wir genießen das Wetter dennoch, nach all dem Wind, Staub und Sand der letzten Wochen. Wir erfreuen uns an allem was grünt und wächst und auch an dem kühlen Nass von oben.
In ‚La Laguna‘ ist am nächsten Tag Markt, das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Das Wetter trübt sich ein, an Radfahren ist noch immer nicht zu denken, wir bummeln also durch die Stadt und genießen das ‚etwas andere‘ Wetter.
Wir haben das feuchtkühle Wetter in ‚La Laguna‘ wohl etwas zu sehr genossen, denn wir haben uns beide eine Erkältung eingefangen und müssen ein paar Tage pausieren. Wir suchen uns einen kleinen Stellplatz neben dem Golfplatz Buenavista, hier ist es windstill und es gibt im naheliegenden Gym die Möglichkeit zu duschen. Außer ein paar kurzen Spaziergängen unternehmen wir nicht viel. Auf dem Weg zum Quartier fahren wir an nicht enden wollenden Bananenplantagen vorbei. Dem wollen wir später dann doch noch nachgehen, denn Bananen hatten wir nicht auf Teneriffa verortet, sondern eher mit den feucht-warmen Tropen in Verbindung gebracht.
Jetzt, da wir diesen Post veröffentlichen, haben wir die Erkältung nahezu überwunden. Alles wird gut.
Wir besuchen eine Eco-Bananenplantage in Orotava. Das Klima auf Teneriffa ist vielfältig. Anders als auf Lanzarote und Fuerteventura hat das Teide-Massiv eine derartige Höhe, dass der NordOst-Passat nicht einfach darüber hinwegzieht, sondern sich auf der Nordseite abregnet. Die Nordseite Teneriffas ist also wegen des vorkommenden Regens sehr grün, und kann in Folge dessen der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Durch die verschiedenen Höhenlagen wachsen in den Zonen von 0-500Meter Bananen, von 500-1000Meter Wein und darüber Kartoffeln.
In der Eco-Plantage, die wir heute besuchen kommen weder chemische Fungizide, Herbizide noch künstliche Düngemittel zum Einsatz, gegen Schädlinge werden Fressfeinde eingesetzt; um diese in der Plantage zu halten wachsen zwischen den Bananen-Stauden die Lieblingspflanzen der Fressfeinde. Den Dünger stellt die Plantage selbst aus den abgestorbenen Pflanzenteilen her und bringt diesen wieder in den Kreislauf.
Die Banane ist botanisch ein Gras, sie wächst sehr schnell; innerhalb von wenigen Wochen hat sie ihre Endhöhe erreicht. Genau 36 Blätter treibt sie von innen nach außen aus; zu jedem Blatt gesellt sich auch eine Tochter-Pflanze, von denen die Gärtner jedoch nur eine einzige stehen lassen. Danach treibt sie die Frucht-Staude, die im Winter bis zu 9 Monaten, im Sommer nur 6 Monate bis zur Ernte an der Mutterpflanze verbleibt. Die heutigen Bananen-Stauden entstammen nahezu ausschließlich von der Cavendish-Banane ab, die sich jungfernfrüchtig (parthenokarp) vermehren, also nicht durch Befruchtung und Samenbildung, sondern vegetativ durch die Ausbildung von Schösslingen. In der Plantage stehen also ausschließlich weibliche Pflanzen. Es ist wohl eine Laune der Natur, daß die Banane dennoch einen Fruchtstand ausbildet, obwohl dieser völlig samenlos ist und zur Arterhaltung keinen Beitrag liefert.
Die Bananen aus Teneriffa werden unmittelbar nach der Ernte auf’s Spanische Festland verschifft, wo sie geradewegs vermarktet werden. Den Weg ins nördliche Europa haben sie bisher noch nicht geschafft, da der Transport zu lange dauern würde. Ein solcher Transport würde die Kühlung und anschließende künstliche Reifung erfordern. Darauf wird hier verzichtet.
Die Bananenblüten sind voller Nektar und sitzen am Ende der Frucht. Die Frucht ist zunächst kerzengerade; weil die Blüte sich jedoch dem Licht zuwendet, krümmt sie sich nach und nach Richtung Sonne ein.
Warum ist also die Banane krumm? Wir haben uns jetzt aufklären lassen. …. und lecker waren die Bananen noch dazu…..
Wir besuchen das Städtchen ‚La Orotava‘, ein sehr sehr steiles Örtchen mit kulturellem Hintergrund, wirtschaftlich geprägt vom Bananenanbau und nach einer langen Zeit der Bedeutungslosigkeit wieder vom Weinbau. Die Weinberge in denen Weine gelesen werden, die später die Herkunftsbezeichnung „Valle de la Orotava“ führen, erstrecken sich über etwas 974 ha. Davon liegen etwa 662 ha auf dem Gebiet der Stadt La Orotava.
Ferner ist der Tourismus eine der wichtigsten Einkommensquellen.
Endlich kommt Andi zu seiner Radtour, zwar nicht im Anaga-Gebirge, sondern im Teno-Gebirge. Wir fahren von Buenavista zum Pass, der die Welten trennt, 800 Höhenmeter sind zu bewältigen. Dort oben und unterwegs kann man eindrucksvoll die verschiedenen Klimazonen auf Teneriffa beobachten.
Auf unserem Weg passieren wir in ‚El Palmar‘ den ‚Montaña Zahorra‘, das Wahrzeichen von ‚El Palmar‘. Es handelt sich um einen Hügel vulkanischen Ursprungs, der einige Einschnitte aufweist. Diese Einschnitte wurden vor über 30 Jahre von einigen Besitzern dieses Vulkans, die einen Anteil hatten, abgebaggert und so entstanden diese drei tiefen Einschnitte. Heute würde man so etwas sicher nicht mehr erlauben. Die feine Asche „Lapilli“, bzw. „Picón“ genannt, wird z.B. zusammen mit Zement zu Bausteinen verarbeitet oder findet ähnlich wie auch auf Lanzarote als Mulchmaterial in der Landwirtschaft Verwendung.