Schwerer Start

Andi hat die Grille mit fünf neuen Reifen ausgestattet, alle Tanks gefüllt, auch die schweren Ketten, das Notstromaggregat und die Winde durften nicht fehlen. Obwohl wir keine Fahrräder an Bord haben ist die Grille mit der Winter-Ausstattung so schwer wie noch nie und bringt 5380kg auf die Waage. 

Wir verlassen Neuenheerse am meteorologischen Frühlingsanfang, stellen das Navi auf „Autobahnen vermeiden“ und fahren durchs Weserbergland Richtung Norden. 

Wir übernachten am Fuße der Leine an den Koldinger Seen. Diese liegen in der kleinen Leine-Aue, die durch intensiven Kiesabbau entstand. 

Am nächsten Morgen fahren wir weiter durch das niedersächsische Tiefland, welches sich durch weite Kiefern-Mischwälder und Landwirtschaft, insbesondere Kartoffel-und Spargelanbau präsentiert. Hier kann man überall die grünen Kreuze der Bauernproteste ausmachen.

In Uelze statten wir dem schönen Hundertwasser-Bahnhof einen kurzen Besuch ab.

Später fahren wir dann durch den Kreis Lüchow-Dannenberg, wo man hier und da noch Überreste der Anti-Atomproteste der 80er sehen kann, die schlagartig ausbleiben sobald man die Elbe überquert und nach Mecklenburg-Vorpommern vordringt. Hier ist der Frühling schon in Sicht. 

Die Narzissen blühen, eine Schar Kraniche und zwei Störche verdingen sich auf eine der feuchten Wiesen.

Unsere Fahrt endet heute in Schwerin. 

Wir besuchen den Arbeitsplatz von Frau Manuela Schwesig und bummeln durch die wunderbare Landeshauptstadt von Meck-Pom. 

Schweriner Schloss
Schloss bei Nacht
auf dem Weg zu den schwimmenden Wiesen
Dom zu Schwerin


Rostock

Rostock

Von Schwerin ist es nicht weit bis wir Rostock erreichen.

Wir buchen ein Ticket nach Trelleborg und besuchen die Altstadt.

Petrikirche
Wehrturm innerhalb der Stadtmauer
Stadttor
Universität
Ständehaus, beherbergt heute das Oberlandesgericht
neuer Markt
Rathaus
Marienkirche

Heute morgen konnten wir nicht lange schlafen, denn die MS Skåne legt bereits um 07:30 ab um uns nach Trelleborg zu bringen.

MS Skåne
Überseehafen Rostock

An Board ist nicht viel los, einige LKW ein dutzend PKW. 

Das Schiff wird renoviert und der Komfort ist daher etwas eingeschränkt, allerdings zahlen wir für die Überfahrt für uns UND die Grille gerade 47,50€. Da kann man ja nicht meckern.

Südschweden und die Hühnergötter

Wir verlassen nach ruhiger Ostsee-Überfahrt Trelleborg auf der Küstenstraße Richtung Osten. Es riecht intensiv nach Salz, Tang, Algen, Muscheln und mee(h)r.

Bei Smygehuk besuchen wir den südlichsten Punkt Festlandschwedens und finden das Himmelreich der Hühnergötter, bewacht von „Akka von Kebnekaise“, der Leitgans in Selma Lagerlöfs Nils Holgersson.

Südlichster Punkt Festlandschwedens
Hühnergötter
Akka von Kebnekaise
Famntaget (Die Umarmung) Axel Ebbe 1930

Dieser Ort liegt näher an Moskau als an Treriksröset (dem nördlichsten Punk Schwedens, und dann ist man ja auch noch lange nicht am Nordkap) das gibt uns einiges zu denken, wenn wir in diesem Tempo weiterreisen, kommen wir vermutlich erst im Herbst zurück.

Wir passieren Ystad, treffen Kurt Wallander aber leider nicht an.

In Kåseberga finden wir einen bezaubernden Übernachtungsplatz direkt am Hafen und besuchen die „Steine von Ale“ – Ales stenar. Dabei handelt es sich um eine Steingruppe, 59 Steine um genau zu sein, die die Form eines Schiffrumpfes bilden. Die Steine stammen aus der Bronzezeit 1800-500 v.Chr.

Ales stenar

Von Karlskrona nach Stockholm

Unser Weg führt uns die Südschwedische Küste entlang nach Karlskrona, welches wegen seiner Marina und Verteidigungsanlagen eine Welterbestätte ist. Hier bleiben wir nicht lang, denn wir finden kaum einen geeigneten Parkplatz und fahren deshalb schnell wieder weiter. (Wir wollen uns auch nicht stressen)

Auf dem Weg nach Stockholm sehen wir rechts und links des Weges hunderte Schwäne auf den Feldern und Wiesen, teilweise auch fliegend auf dem Weg in ihre Brutgebiete im Norden. 

Wir übernachten mal wieder ganz idyllisch an einem See mitten im Wald irgendwo im  Was-auch-immer-köping-Land (Söderköping, Linköping, Norrköping, Nyköping heißen hier die Städte, die wir großräumig umfahren)

Landschaftlich ähnelt es hier Tjæregrava ved Kjærsundsbrua, und deswegen fühlen wir uns hier auch wenig fremd. 

Am nächsten Morgen gehts weiter und wir erreichen gegen Mittag Stockholm. 

Stockholm

Wir stehen etwas außerhalb in „Söder“. Nach „Gamle Stan“, der Altstadt sind es ca. 35 Minuten Fußweg.

„Slussen“, die Schleuse zwischen Mälaren und der Ostsee und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt Stockholms wird derzeit großflächig umgebaut und es ist eine kleine Herausforderung als Fußgänger diese momentan zu passieren. 

Kaum haben wir „Gamle Stan“ erreicht zeigt sich Stockholm von seiner schönsten Seite. 

Haben wir uns verlaufen? Nein, wir sind nicht in Venedig!
Die Säufzerbrücke von Stockholm.
Arbeitsplatz von Carl-Gustav und Sylvia
… und ihre Leibgarde
Storkyrkan
Reichstag Rückseite
Reichstag
Fischen am Reichstag
Svenska Akademien
Solsängaren „Der Sonnenanbeter“

Jetzt wird uns bewusst, dass Stockholm während des zweiten Weltkriegs keinen Bombenangriffen ausgesetzt war, so viele guterhaltene sehr alte Gebäude und enge Gassen kann man hier bewundern. Bisweilen fühlt man sich wie in der Toskana. 

Stortorget
tyska kyrkan (Deutsche Kirche)
Nordiske museet

Hier begann die „Fridays for Future“-Bewegung, jedoch haben wir Greta nicht angetroffen. 

Wo ist Greta?

Den nächsten Tag verbringen wir mit einem Besuch im Vasa-Museum. Dort kann man das zu 98% erhaltene Kriegsschiff des Königreichs Schweden bewundern. 

Bereits zu Beginn ihrer Jungfernfahrt am 10. August 1628 sank die Vasa nach nur etwa 1300 Metern Fahrtstrecke bei normalem Seegang wegen schwerwiegender konstruktiver Instabilität. Nach ihrer Auffindung 1956 und Bergung 1961 wurde sie mehrfach restauriert und ist heute in ganzer Pracht hier zu besichtigen. Das Schiff trägt den Namen der schwedischen Königsdynastie Vasa. 

Stockholm hat uns sehr beeindruckt und zählt unserer Meinung nach zu Recht zu den schönsten Hauptstädten der Welt. 

Falun und Östersund

Von Stockholm kommend fahren wir Richtung Nordosten und übernachten in einem ornithologischen Naturreservat. Am nächsten Morgen sehen wir ein Dutzend Birdwatcher bis zum Hals mit Kameraausrüstung bewaffnet, aber wir können nur Graugänse ausmachen. 

Auf der Fahrt nach Norden machen wir einen kleinen Abstecher nach Sala um dort eine alte Silbermine zu besichtigen. 

Sala Silbermine Haupschacht
Sala Silbermine Christina-Schacht

Weiter geht die Fahrt nach Falun, bekannt als Welterbestätte und Kupferstadt. 

Die historische Kupfermine ist mittlerweile zum Museum mutiert und sehr imposant. 

… und uns wurde früher erzählt, dass das typische Rot der skandinavischen Häuser in Norwegen erfunden worden sei, man habe damals die Häuser mit Ochsenblut gestrichen, um diese dadurch haltbarer zu machen. 

Alles GELOGEN:

Das aus dem Abraum des Kupferbergbaues in Falun gewonnene Pigment Falunrot wurde ab dem 16. Jahrhundert als Außenanstrich beliebt, da es den in Schweden vorherrschenden Holzhäusern eine Farbe gab, die an die Backsteinbauten wohlhabender Mitteleuropäer erinnerte.(Wikipedia)

Wir übernachten sehr idyllisch mitten im Wald an einem See. 

Weiter Richtung Norden stehen ein paar Rentiere auf der Straße sind lecken Salz, so weit südlich haben wir sie noch gar nicht erwartet. 

Stundenlang geht die Fahrt auf dem „Innlandsvägen“, die in sehr schlechtem Zustand ist durch Wald rechts und links. 

Am Abend erreichen wir Östersund. 

Hier findet in der Regel jedes Jahr das Auftaktrennen im Biathlon-Weltcup statt. Als Biathlon-Fans müssen wir uns diese Sportstätte unbedingt anschauen und übernachten auf dem Parkplatz davor. 

NNO durch Lappland

Weiter geht die wilde Fahrt immer den „Innlandsvägen“ nordwärts. 

Wir passieren Dorotea und Vilhelmina, kleine Örtchen im „Södra Lappland“. 

Die Strassenverhältnisse sind schwierig, da es tagsüber taut und Nachts gefriert, wir keine Spikes fahren und damit eine Ausnahme im fließenden Verkehr sind, wenn man denn von fließendem Verkehr sprechen kann, wenn alle halbe Stunde mal ein LKW entgegen kommt.

Viel Abwechslung bietet der heutige Tag nicht. Wald, hier und da mal ein See, Wald, ein See, Wald, Wald und ein Wald. 

Wir übernachten in Storuman. 

Weiter nordwärts schließt sich die Straßendecke mit einer festgefahrenen Schneedecke. Das Quecksilber schafft es jetzt auch tagsüber nicht mehr über null. Es schneit.

Etwas südlich von Jokkmokk überqueren wir den Polarzirkel.

In Jokkmokk kaufen wir uns erst einmal Snowboots, unsere Wanderstiefel sind mit diesen Verhältnissen überfordert. 

gamla kyrka
Kunst im Kreisverkehr (Jokkmokk)
Eine ganze Regalwand voller Knäckebrot, ähnlich dem Käseregal in der Schweiz

Ice-Hotel Jukkasjärvi

Heute fahren wir, na wie könnte es anders sein, durch einen Wald nach Gällivare und besichtigen die schöne Holzkirche.

trotz der vielen Wälder finden wir immer noch Gefallen an Bäumen
Gällivare kyrka

In den Städten Lapplands, so müssen wir beobachten stehen etliche mehrstöckige Steinhäuser, die, wie wir finden, so gar nicht in diese Landschaft passen.

In Jukkasjärvi besuchen wir das Eis-Hotel. Es hat 53 Zimmer, die man über Nacht buchen kann. Tagsüber fungiert das Hotel als Museum.

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Ein Teil des Hotels steht ganzjährig, während der andere im Sommer einfach wegtaut.

Die Zimmer werden von internationalen Künstlern gestaltet, die dafür 15 Tage Zeit bekommen, An- und Abreise, Kost und Logis, jedoch kein sonstiges Honorar erhalten. Die Namen der Künstler werden natürlich in Eis vor den Zimmern veröffentlicht.

Eingang zur Lobby
Kronleuchter aus Eis
Lobby
Ginko-Halle
Lobby
Hotel-Flur
Bank in einem Zimmer
Zimmer „Golden Ice“
Zimmer „White Santorini“
Zimmer „Feline Lair“
Zimmer „A Night In The Theatre“
Zimmer „The 6th Feeling“
Zimmer „The Drift“
Zimmer „Oh Deer“
Zimmer „Teckara“
Zimmer „Hydro Smack“
Zimmer „Dancers In The Dark“
Zimmer „A Cabinet In The Woods“

Das Hotel hat uns unglaublich beeindruckt. In der Hotelbar trinken wir Gin-Tonic, natürlich in Gläsern aus Eis, die wir mit nach Hause nehmen dürfen.

Hotel-Bar
Sitzgelegenheit mit Rentier-Fellen belegt
Gin-Tonic in Gläsern aus Eis

Sie stehen jetzt vor unserer Grille damit wir morgen nochmal ein Bier daraus trinken können.

Mit den Schlittenhunden über den Kuolittusjärvi

Heute haben wir uns einen Traum erfüllt. Wir machen eine Husky-Tour. 

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Wir finden einen Veranstalter, der uns eigenständig das Gespann lenken lässt, dafür gibt es Eingangs eine Unterweisung in die Kunst der Musher. 

Der Kennel mit Ausrüstung und Schlitten
Das Gespann wird eingeklinkt

Wir teilen uns einen Schlitten. Einer lenkt (the musher), der andere wird kutschiert. Wir dürfen uns unterwegs abwechseln. Uns zieht ein Team bestehend aus fünf wundervollen Hunden. Mac und Bee sind die Leithunde, der kräftige Grattis in der Mitte, dahinter Järvi und Rambo. 

So fahren wir stundenlang durch die prächtige Winterlandschaft über den See, durch Wälder dieses Mal auf eine ganz andere Art. 

Wir genießen es in vollen Zügen, und sind mächtig enttäuscht, als wir beim Kennel wieder zurück sind. 

Dort bekommen wir im Feuer-Haus Rentierfleisch mit Kartoffeln serviert.

Schön war‘s!

Wir gönnen uns heute einen (offiziellen) Stellplatz mit Aussicht auf den See und einer „Floating Sauna“, dort ist ein Loch im Boden von dem aus man direkt zum Abkühlen in den See springen kann.

Corona spielt uns in die Karten

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Von der Corona-Pandemie bekommen wir hier nur kleine Randerscheinungen mit. Heute waren im Supermarkt Toilettenpapier, Haferflocken und Mehl ausverkauft. Warum eine generelle Angst vor ausgehendem Toilettenpapier in ganz Europa herrscht, bleibt uns ein Rätsel. Dass man sechs Wochen mit Diarrhöe daniederliegt, wenn das Virus einen erwischt, haben wir noch nirgends gelesen. 

In diesen Breitengraden herrscht 9 Monate Winter, daher fährt das Lokalkolorit nicht Motorrad sondern Snow-Scooter. 

Der Besitzer des Stellplatzes hatte für heute eine Reservierung von 80  Personen von Spotify international. Diese Reservierung wurde in Gänze storniert und er hatte nun viel Kapazität frei. Wir nutzen das schamlos aus und willigen ein in eine super-Special VIP-Tour mit seinen Snow-Scootern auf der er uns bei Kaiserwetter die Schönheiten seiner Heimat zeigt. Es war ein unfassbar schönes Erlebnis.

Wir starten
Leiv, unser Tour-Guide
auf dem Gipfel des Ylinen Aptasvaara
auf dem Gipfel des Ylinen Aptasvaara
Süd-Panorama vom Gipfel des Ylinen Aptasvaara
Nord-Panorama vom Gipfel des Ylinen Aptasvaara
Einfach nur Adrenalin pur
Hier wird das Eis für’s nächste Jahr geerntet (im Fluss „Torne älv“ für’s Eishotel Jukkasjärvi)

Trotzdem denken wir an all die Daheimgebliebenen ob der Corona-Pandemie und wünschen Euch „bleibt gesund!“