Wir finden einen Veranstalter, der uns eigenständig das Gespann lenken lässt, dafür gibt es Eingangs eine Unterweisung in die Kunst der Musher.
Wir teilen uns einen Schlitten. Einer lenkt (the musher), der andere wird kutschiert. Wir dürfen uns unterwegs abwechseln. Uns zieht ein Team bestehend aus fünf wundervollen Hunden. Mac und Bee sind die Leithunde, der kräftige Grattis in der Mitte, dahinter Järvi und Rambo.
So fahren wir stundenlang durch die prächtige Winterlandschaft über den See, durch Wälder dieses Mal auf eine ganz andere Art.
Wir genießen es in vollen Zügen, und sind mächtig enttäuscht, als wir beim Kennel wieder zurück sind.
Dort bekommen wir im Feuer-Haus Rentierfleisch mit Kartoffeln serviert.
Schön war‘s!
Wir gönnen uns heute einen (offiziellen) Stellplatz mit Aussicht auf den See und einer „Floating Sauna“, dort ist ein Loch im Boden von dem aus man direkt zum Abkühlen in den See springen kann.
Von der Corona-Pandemie bekommen wir hier nur kleine Randerscheinungen mit. Heute waren im Supermarkt Toilettenpapier, Haferflocken und Mehl ausverkauft. Warum eine generelle Angst vor ausgehendem Toilettenpapier in ganz Europa herrscht, bleibt uns ein Rätsel. Dass man sechs Wochen mit Diarrhöe daniederliegt, wenn das Virus einen erwischt, haben wir noch nirgends gelesen.
In diesen Breitengraden herrscht 9 Monate Winter, daher fährt das Lokalkolorit nicht Motorrad sondern Snow-Scooter.
Der Besitzer des Stellplatzes hatte für heute eine Reservierung von 80 Personen von Spotify international. Diese Reservierung wurde in Gänze storniert und er hatte nun viel Kapazität frei. Wir nutzen das schamlos aus und willigen ein in eine super-Special VIP-Tour mit seinen Snow-Scootern auf der er uns bei Kaiserwetter die Schönheiten seiner Heimat zeigt. Es war ein unfassbar schönes Erlebnis.
Trotzdem denken wir an all die Daheimgebliebenen ob der Corona-Pandemie und wünschen Euch „bleibt gesund!“
Wir fahren eine 70km Sackgasse nach Nikkaluokta. Auf halbem Wege gibt es einen Pferdehof mit „Islandhäster“ (Islandpferde).
Der Inhaber des Hofes lagert seine Silageballen größtenteils draußen.
Da die Elche zu dieser Zeit in den umliegenden Bergen zu wenig Futter finden, kommen sie ins Tal zum Pferdehof und fressen dort inmitten der Siedlung Silage. Bisweilen seien bis zu hundert Elche auf dem Hof, so sagt der Pferdemann.
Wir haben keine hundert, aber sehr viele gesehen.
Da wir bisher als Teilzeitvegetarier kaum Fleisch gegessen haben, überkommt uns bei einem Sami-Hof die Fleischeslust und wir decken uns mit Rentier- und Elchfleisch von bester Qualität ein. Das wird ein Fest!
Wir müssen schweren Herzens die Lofoten und auch das Nordkapp streichen. Norwegen hat alle Grenzen geschlossen und verweist alle Touristen des Landes. Die Flug- und Fährhäfen sind ebenfalls größtenteils geschlossen.
Zudem haben wir ein weiteres Problem:
Der Inhalt unseres Gastanks (die Energiequelle unserer Heizung und unserer Küche) neigt sich dem Ende. Gastankstellen sind hier im Norden nicht sehr dicht gesät. Die Gastankstelle in Kiruna befüllt im Winter nur Flaschen und kann oder will unseren Tank nicht befüllen. In Finnland gibt es gar keine LPG-Tankstellen. Die nächstgelegene wäre in Norwegen. Dort lässt man uns, wie gesagt, nicht rein. Die nächste in Schweden wäre in Piteå an der Ostsee, ca. 400 km südöstlich.
Wenn Schweden auch die Häfen schließen sollte, ist der Heimweg abgeschnitten, denn über Dänemark heim zu fahren ist keine Option, da die Dänen ähnlich wie die Norweger niemanden mehr ins Land lassen. Das macht uns etwas Sorge, versetzt uns aber noch nicht in Panik. Momentan stehen wir bei Leif und fahren Langlauf-Ski. Vielleicht sehen wir die nächsten Tage noch ein paar Nordlichter. Wir denken noch nach.
In Kiruna wird mit der LKAB im großen Stil Eisenerz abgebaut. Dieses wird mehrmals täglich mit der Kiruna-Narvik-Bahn über die Schiene nach Larvik transportiert. Der Erzabbau bestimmt das Leben in Kiruna, derzeit wird die halbe Stadt verlegt, da man befürchtet, die Gebäude könnten über den Abbauflächen einstürzen.
Schweren Herzens haben wir uns für die Heimreise entschieden.
Lange haben wir darüber nachgedacht, ob es noch Sinn macht, wie geplant nach Finnland zu reisen, doch da alle Touristenattraktionen derzeit wegen der Corona-Krise geschlossen sind, haben wir uns dagegen entschieden.
Auch hatten wir heute morgen im Supermarkt so ein komisches Gefühl, als seien die Menschen irritiert, dort noch deutschsprachige Touristen anzutreffen, das ist uns in der gesamten bisherigen Reisezeit nicht ein einziges Mal passiert, überall waren die Menschen überaus interessiert und ausnehmend freundlich.
Einen letzten Versuch starten wir noch in Richtung Abisko, um noch ein paar Nordlichter zu sehen. Die KP-Index-Prognose für die kommende Nacht ist gut, dann ist jedoch der Himmel bewölkt, und das Verziehen der Wolken erfolgt synchron mit dem Sinken des KP-Indizes. Als der Index wieder steigt, dämmert der Morgen. Dumm gelaufen. Sollte nicht sein.
Ein paar kleine Nordlichter hatten wir bereits am letzten Abend bei Leif gesehen.
Wir fahren Richtung Piteå, der Gastank muss nun endgültig gefüllt werden, doch der Weg ist weit und beschwerlich und Andi müde.
Einen Übernachtungsplatz finden wir ganz einsam an einem verlassenen Hafen direkt an der vereisten Ostsee.
Die Corona-Krise hat nun auch Einfluss auf unsere mentale Verfassung genommen. Ganz entgegen unseren sonstigen Reisegewohnheiten spulen wir Kilometer runter. Wir fahren die schnellste Strecke, nehmen die Autobahn und halten auch nicht mehr rechts und links, auch dann nicht, wenn sich Sehenswürdigkeiten durch die gewohnten braunen Schilder präsentieren. Die Bilder und Nachrichten, die uns aus Italien erreichen lähmen uns zusehends. Die Luft ist raus, wir wollen heim.
Wir übernachten zunächst in Boviken, Skelefteå.
… die nächste Nacht in Trångfors Smedja, Hallstahammar.
… fahren von dort das Ostufer des Vätternsee südwärts Richtung Malmö.
Der Vättern ist der zweitgrößte See Schwedens und immer noch dreieinhalb Mal größer als der Bodensee. Er präsentiert sich uns bereits völlig eisfrei. In „normalen“ Wintern ist er von Januar bis März nahezu komplett zugefroren und bietet den Anwohnern Sommers wie Winters eine Menge Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.
Kurz vor Malmö finden wir den letzten Übernachtungsplatz in Schweden. Morgen wollen wir den Transit durch Dänemark wagen.
Wir beginnen unsere letzte Etappe mit der Auffahrt zur Öresund-Brücke. Die Öresund-Brücke führt von Malmö nach Kopenhagen, die Staatsgrenze Schweden-Dänemark liegt inmitten des Öresunds. Die Fahrbahn ist ungewöhnlich leer, einige LKW, sehr sehr wenige PKW.
Am Ende der Brücke, dort wo die Fahrbahn über die künstliche Insel in den Tunnel geleitet wird, werden wir mit Barken ausgebremst und auf die Insel geleitet. Am Rande der Abfahrt stehen alle fünf Meter Hochleistungs-Scheinwerfer. Unten angekommen sehen wir einige weiße Zelte (Säuchenzelte?) und sehr viele Offizielle in gelben Warnwesten, einige davon bis zur Halskrause bewaffnet. Es ist nicht viel zu tun, denn der Güterverkehr kann ungehindert oben weiter in den Tunnel einfahren und PKW sind eh kaum unterwegs.
Wir werden auf einen Bereich, der mit Panzerplatten ausgelegt ist, geleitet und zeigen unsere Personalausweise vor. Der Grenzbeamte fragt uns, ob das offizielle Ausweise seien (Andi vermutet, dass er uns damit in einen Small-Talk verwickeln will, um zu testen, ob wir Krankheitsanzeichen aufweisen) Wir reden sehr lange mit dem Grenzer, woher wir kommen, was wir vorhatten, wohin wir wollen und warum das Ganze. Nach einiger Zeit entspannt sich die Lage und er erzählt uns von den armen Kopenhagenern, die eingesperrt auf wenig Quadratmeter in der Stadt langsam einen Lagerkoller entwickelt. Ein Naherholungsgebiet in der Stadt an einem See, wo sonst viele Jogger und Spaziergänger unterwegs seien, habe man in eine Einbahnstrasse überführt, damit die Menschen den vorgeschriebenen Abstand einhalten können, und sich nicht mehr zwangsläufig begegnen müssen.
Er wünscht uns eine gute Weiterfahrt und entlässt und in den Tunnel.
Wir wollen Fähren vermeiden, deshalb nehmen wir den etwas längeren Weg über Land und fahren Richtung „Store Belt“. Auf der Store-Belt-Brücke weht ein kräftiger Seitenwind, der die Grille ordentlich durchschüttelt. Uns wird Angst und Bange. Andi muss das Lenkrad so fest halten, dass er auch einige Zeit nach Überquerung der Brücke noch die Maserung des Lenkrads in den Handinnenflächen sehen kann.
Wir überqueren die „Lille-Belt“-Brücke
Bei der Einreise nach Deutschland läuft es ähnlich ab, wir werden von der Autobahn heruntergleitet, während der gesamte Güterverkehr unbehelligt weiterfahren darf. Auf dem Seitenplatz stehen sehr viele Offizielle und wieder diese weißen Zelte.
„Guten Tag, mein Name ist XYZ, Bundespolizei, Grenzkontrolle. Machen sie bitte das Auto aus. Nehmen sie bitte die Sonnenbrille ab.“, so die Ansprache.
Wir erzählen wieder unsere Geschichte, scheinbar sind wir glaubwürdig genug, dass auch er uns nach einiger Zeit der Unterhaltung fahren lässt.
In Deutschland sind schon die Störche angekommen und der Frühling hat seine ersten Boten in unseren Garten geschickt.
Auf baldiges Wiedersehen, wir werden diese Reise irgendwann zu Ende bringen.
Wir fahren am Samstag Mittag bei 34 Grad Hitze Richtung Norden.
Staulos erreichen wir am Abend die Flensburger Förde bei deutlich kühleren Temperaturen. Am nächsten Morgen fahren wir weiter Richtung Hirtshals.
Die Fähre FJORD CAT der Fährgesellschaft Fjordlines soll uns nach Kristiansand bringen
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In Hirtshals haben wir noch 25 Grad, jedoch Windstärke 6-7.
Beim Check-In werden wir bereits mit Reisetabletten versorgt, wir folgen der „high recommendation“ und tun gut daran, denn während der Überfahrt werden reichlich Spuckbeutel verteilt und gut gefüllt wieder eingesammelt.
Wir haben es schadlos überstanden und erreichen mit 2 Stunden Verspätung Kristiansand.
Wir übernachten im Hafenviertel und fahren am nächsten Morgen über Mandal
Wir begeben uns heute auf eine 5-stündige Wanderung. Zunächst den Fjellstien (Bergsteig) bis zu einem kleinen See, dann über den Kyststien(Küstensteig) zurück.
Der Weg ist sehr beschwerlich, jedoch wunderschön.
Wir sind Glückskinder, denn bei 18-20 Grad und völlig mückenfrei (aufgrund der anhaltenden Trockenheit der letzen Wochen) ist es trotz aller Anstrengung einfach nur großartig.