seit Mitte des 17. Jahrhunderts leben am Westufer des Peipussees die sogenannten Zwiebelrussen zu Tausenden in kilometerlangen Straßendörfern. Sie leben weitgehend vom Fischfang und Gemüseanbau. Neben den Zwiebeln, die bei ihnen besonders süß und gesund sein sollen, bauen sie auch Knoblauch, Gurken und allerlei anderes Gemüse an.
Die Zwiebelrussen sind Altgläubige, keine Orthodoxen. Sie kamen 1653 bis 1656 als russische Glaubensflüchtlinge aus der Gegend um Nowgorod und Pskow, als ihre Bärte, Merkmal ihrer konservativen Haltung, besteuert werden sollten. An ihren festen und mitunter sogar sehr strengen Lebensregeln hat sich in den vergangenen Jahrhunderten kaum etwas geändert. Es ist eine Frage des Respekts, im Dorf nicht zu rauchen und als weiblicher Gast den Altgläubigen nicht ohne Kopftuch zu begegnen. Besonders die Mädchen wurden sehr streng erzogen. Sie durften weder laut sprechen noch schnell laufen und hatten unterwürfiger als die Jungen zu sein. Wie lange sich diese Frauenfeindliche Tradition wohl noch halten wird?
Die Häuser der Zwiebelrussen sind meist sehr ärmlich, alte Häuser unrenoviert, mal etwas hier und da angebaut, neue Häuser nur gemauert, nicht verputzt, eine heillose Kottenwirschaft, wie wir finden. Hier ist die Zeit augenscheinlich seit vielen vielen Jahren stehen geblieben.
Wir kaufen Zwiebeln, etwas Gemüse und geräucherten Fisch. Alles für sehr wenig Geld. Als wir beim Bezahlen auf den nächsthöheren Euro-Betrag aufrunden wollen, ernten wir betretene Gesichter und das Trinkgeld wird vehement abgelehnt. Vermutlich haben wir etwas unschickliches gemacht?
Die Friedhöfe sind ausnahmslos am Ufer des Peipussees angelegt, die Gräber alle in Richtung des Sees ausgerichtet, ob das Zufall oder Absicht ist, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Die Nacht verbringen wir in Tartu, der zweitgrößten Stadt Estlands.
Morgen wollen wir hier ein Spa besuchen.

















