Wir müssen unsere Reise wegen eines Todesfalls in der Familie etwas frühzeitigerer als geplant beenden. Zum Glück können wir die Fähre von Teneriffa nach Huelva umbuchen. Die Heimreise durch Spanien planen wir ohne weitere Besichtigungen.
Wir erreichen Huelva am frühen Morgen bei 6Grad C. Auf der Fahrt durch Andalusien bis ins Baskenland klettert das Quecksilber kaum merklich und bleibt einstellig, in der Extremadura haben wir zu allem Überfluss noch Schneetreiben und Glättewarnung.
Die Querung Frankreichs wird von dauerhaften, ergiebigen Regenfällen begleitet. Wir bedauern zu keiner Zeit, daß wir keine Abstecher hier und da machen können, das Wetter spielt uns in die Karten.
Wir verabschieden uns mit den letzten Bildern von Teneriffa und melden uns mit einem Resümee zurück, sobald wir endgültig im Heimathafen eingelaufen sind.
Der überwiegende Teil der Mittel- und Nordeuropäischen Pauschaltouristen bucht sich auf den Kanaren in eine Hotelanlage ein, mit Animation am Abend und wildem Nachtleben in den Clubs rundherum. Am Tage ist der Strand mit allen Annehmlichkeiten, wie Sonnenliegen und -schirme nicht weit, manche ziehen es aber auch vor, den Hotel-Pool nicht zu verlassen. So ein Urlaub ist erholsam und völlig sorgenfrei. Zu diesem Zweck wurden Orte wie ‚Las Américas‘ geschaffen; Orte die bis zum Ende der 1960er Jahre noch kleine unbedeutende Fischerdörfer waren, erstrahlen jetzt im Glanze der neuzeitlichen Tourismusindustrie.
Hier gibt es ALLES was das Touristenherz begehrt, Restaurants aller Couleur, Sushi, Indisch, Thai, Italienisch, Mexikanisch, um nur einige zu nennen, aber auch der Schnitzel-Sepp, der Currywurst-Kalle und der Pommes-Paule finden hier ihre Nische. Und Eisdielen!!!! Diese haben wir auf der gesamten bisherigen Spanien-Reise schon so schmerzlich vermisst.
Am Strand fehlen, wen wundert’s auch die Schwarz-Afrikaner mit ihren Bauchläden nicht, die in den Touristen Begehrlichkeiten für Dinge wecken, von denen sie vorher noch gar nicht wussten, dass sie ihnen fehlten.
Nun, wir haben uns bisher von diesen Orten eher distanziert, sie haben weder mit der jeweiligen Kanarischen Insel noch mit Kanarischer Kultur zu tun. Und dieser Eindruck täuscht uns auch jetzt nicht, wir verlassen gedanklich Teneriffa und tauchen ein in ein Ambiente, was uns sehr an Las Vegas erinnert. Und dennoch, wir haben es für einen Tag genossen, an jeder Ecke ein Getränk zu uns genommen, einige Eisdielen aufgesucht, und darauf geachtet, dass wir am Ende des Tages noch geradeaus mit dem Fahrrad die 20 km zurück zum Auto fahren konnten.
Der Pico del Teide ist mit 3715m die höchste Erhebung auf Teneriffa und der höchste Berg Spaniens. 18.990 Hektar der Bergregion sind als Nationalpark ausgewiesen. 2007 wurde das Gebiet des Nationalparks El Teide von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.
An der Talstation auf 2.356m bringt eine Seilbahn die Touristen zur Bergstation ‚La Rambleta‘ auf 3.555m Höhe. Es ist nicht erlaubt den Gipfel des Teide in Eigenregie zu besteigen. Für diese Besteigung werden geführte Wanderungen angeboten, für die man sich lange im Voraus anmelden muss. Zwei andere sehr kurze Wanderwege sind von ‚La Rambleta‘ aus ausgewiesen, die man im Alleingang mit einem Audioguide begehen kann aber nicht verlassen darf. Innerhalb einer Stunde muss man den Berg wieder verlassen haben.
Der Pico del Teide ist ein Schichtvulkan. Er erhebt sich aus der Caldera ‚Las Cañadas‚, die einen Durchmesser von 17 Kilometer aufweist. Nach früheren Vorstellungen entstand sie vor 170.000 Jahren aus einem älteren Vulkan, dessen entleerte Magmakammer in sich zusammenbrach. Heute wird jedoch angenommen, dass der südliche Rand der Caldera das „Amphitheater“ einer Trümmerlawine ist, die nach Norden ins Meer rutschte und ein unterseeisches Plateau bildete.
Wir wandern zum Aussichtspunkt ‚Pico Viejo‘ und passieren dabei skurrile Steinformationen, gelegentlich riecht es nach Schwefel.
Wir fahren von Süden kommend immer bergan; unser heutiges Ziel ist die ‚Caldera Las Cañadas‘, die sich inmitten des Teide-Nationalparks in etwa auf 2200m Höhe befindet. Wir finden einen Parkplatz auf dem wir zwar nicht campen, wohl aber im Auto übernachten dürfen. Das kommt uns sehr zupass, denn morgen früh wollen wir eine kleine Wanderung durch die bizarren Felsformationen von ‚Roque De García‘ unternehmen.
Die ‚Roques de García‘ sind eine Felsformation unterhalb des Teide. Der bekannteste der bizarr geformten Türme aus vulkanischem Gestein ist der ‚Roque Cinchado‘, der auch Finger Gottes genannt wird und als Wahrzeichen der Insel gilt. Die Felsformationen liegen etwa fünf Kilometer südlich des Gipfels des Teide auf einer Höhe von ca. 2200m am Rand der ausgedehnten Caldera ‚Las Cañadas‘. Das Gebiet ist Bestandteil des Teide-Nationalparks (Parque Nacional del Teide). Die Felsen erreichen relative Höhen von bis zu 200 Metern (La Cathedral).
Die Wanderung ist nur knapp vier Kilometer lang, eine Höhendifferenz von 160m muss dabei ab- und wieder aufgestiegen werden, mitunter über hohe Felsblöcke in teils unwegsamen Gelände. Erschwerend kommt die Höhenluft hinzu, zumindest Heike japst heute wie ein gestrandeter Karpfen nach Luft.
Ebenfalls in ‚Icod de los Vinos‘ finden wir den ‚Parque del Drago‘, ein botanischer Garten, der um den ‚Drago Milenario‘ angelegt wurde. Der ‚Drago Milenario‘ ist ein kanarischer Drachenbaum, der seit 1917 ein nationales Denkmal und neben dem Teide eines der bekanntesten Symbole der Insel ist. Der Name ‚Drago Milenario‘ leitet sich vom spanischen Wort drago für Drachenbaum und des zunächst vermuteten Alters von über 1000 Jahren ab. Heute schätzt man das Alter auf etwa 300 bis 800 Jahre. Der Baum ist etwa 16 Meter hoch und besitzt einen Umfang von etwa sechs Metern. Er ist der größte und bekannteste Drachenbaum der Kanaren. Der Park beherbergt zudem zahlreiche typische oder auf den Kanaren endemische Pflanzen.
In ‚Icod de los Vinos‘ gibt es einen kleinen Schmetterlingspark, den wir heute besuchen. Hier werden in einer Halle bei tropischen Temperaturen diverse Schmetterlinge gezüchtet, vom Ei über die Raupe, von der Puppe bis hin zum bunten Schmetterling, der sich dann wiederrum verpaart und den Kreislauf von Neuem anschiebt. Der Schmetterling hat eine Lebenserwartung von nur etwa 2-3 Wochen. Wir haben uns nicht alle Schmetterlingsarten merken können, das wollten wir auch gar nicht, wir lassen heute einfach mal die Bilder für sich sprechen.
Endlich kommt Andi zu seiner Radtour, zwar nicht im Anaga-Gebirge, sondern im Teno-Gebirge. Wir fahren von Buenavista zum Pass, der die Welten trennt, 800 Höhenmeter sind zu bewältigen. Dort oben und unterwegs kann man eindrucksvoll die verschiedenen Klimazonen auf Teneriffa beobachten.
Auf unserem Weg passieren wir in ‚El Palmar‘ den ‚Montaña Zahorra‘, das Wahrzeichen von ‚El Palmar‘. Es handelt sich um einen Hügel vulkanischen Ursprungs, der einige Einschnitte aufweist. Diese Einschnitte wurden vor über 30 Jahre von einigen Besitzern dieses Vulkans, die einen Anteil hatten, abgebaggert und so entstanden diese drei tiefen Einschnitte. Heute würde man so etwas sicher nicht mehr erlauben. Die feine Asche „Lapilli“, bzw. „Picón“ genannt, wird z.B. zusammen mit Zement zu Bausteinen verarbeitet oder findet ähnlich wie auch auf Lanzarote als Mulchmaterial in der Landwirtschaft Verwendung.
Wir besuchen das Städtchen ‚La Orotava‘, ein sehr sehr steiles Örtchen mit kulturellem Hintergrund, wirtschaftlich geprägt vom Bananenanbau und nach einer langen Zeit der Bedeutungslosigkeit wieder vom Weinbau. Die Weinberge in denen Weine gelesen werden, die später die Herkunftsbezeichnung „Valle de la Orotava“ führen, erstrecken sich über etwas 974 ha. Davon liegen etwa 662 ha auf dem Gebiet der Stadt La Orotava.
Ferner ist der Tourismus eine der wichtigsten Einkommensquellen.
Wir besuchen eine Eco-Bananenplantage in Orotava. Das Klima auf Teneriffa ist vielfältig. Anders als auf Lanzarote und Fuerteventura hat das Teide-Massiv eine derartige Höhe, dass der NordOst-Passat nicht einfach darüber hinwegzieht, sondern sich auf der Nordseite abregnet. Die Nordseite Teneriffas ist also wegen des vorkommenden Regens sehr grün, und kann in Folge dessen der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Durch die verschiedenen Höhenlagen wachsen in den Zonen von 0-500Meter Bananen, von 500-1000Meter Wein und darüber Kartoffeln.
In der Eco-Plantage, die wir heute besuchen kommen weder chemische Fungizide, Herbizide noch künstliche Düngemittel zum Einsatz, gegen Schädlinge werden Fressfeinde eingesetzt; um diese in der Plantage zu halten wachsen zwischen den Bananen-Stauden die Lieblingspflanzen der Fressfeinde. Den Dünger stellt die Plantage selbst aus den abgestorbenen Pflanzenteilen her und bringt diesen wieder in den Kreislauf.
Die Banane ist botanisch ein Gras, sie wächst sehr schnell; innerhalb von wenigen Wochen hat sie ihre Endhöhe erreicht. Genau 36 Blätter treibt sie von innen nach außen aus; zu jedem Blatt gesellt sich auch eine Tochter-Pflanze, von denen die Gärtner jedoch nur eine einzige stehen lassen. Danach treibt sie die Frucht-Staude, die im Winter bis zu 9 Monaten, im Sommer nur 6 Monate bis zur Ernte an der Mutterpflanze verbleibt. Die heutigen Bananen-Stauden entstammen nahezu ausschließlich von der Cavendish-Banane ab, die sich jungfernfrüchtig (parthenokarp) vermehren, also nicht durch Befruchtung und Samenbildung, sondern vegetativ durch die Ausbildung von Schösslingen. In der Plantage stehen also ausschließlich weibliche Pflanzen. Es ist wohl eine Laune der Natur, daß die Banane dennoch einen Fruchtstand ausbildet, obwohl dieser völlig samenlos ist und zur Arterhaltung keinen Beitrag liefert.
Die Bananen aus Teneriffa werden unmittelbar nach der Ernte auf’s Spanische Festland verschifft, wo sie geradewegs vermarktet werden. Den Weg ins nördliche Europa haben sie bisher noch nicht geschafft, da der Transport zu lange dauern würde. Ein solcher Transport würde die Kühlung und anschließende künstliche Reifung erfordern. Darauf wird hier verzichtet.
Die Bananenblüten sind voller Nektar und sitzen am Ende der Frucht. Die Frucht ist zunächst kerzengerade; weil die Blüte sich jedoch dem Licht zuwendet, krümmt sie sich nach und nach Richtung Sonne ein.
Warum ist also die Banane krumm? Wir haben uns jetzt aufklären lassen. …. und lecker waren die Bananen noch dazu…..
Wir haben das feuchtkühle Wetter in ‚La Laguna‘ wohl etwas zu sehr genossen, denn wir haben uns beide eine Erkältung eingefangen und müssen ein paar Tage pausieren. Wir suchen uns einen kleinen Stellplatz neben dem Golfplatz Buenavista, hier ist es windstill und es gibt im naheliegenden Gym die Möglichkeit zu duschen. Außer ein paar kurzen Spaziergängen unternehmen wir nicht viel. Auf dem Weg zum Quartier fahren wir an nicht enden wollenden Bananenplantagen vorbei. Dem wollen wir später dann doch noch nachgehen, denn Bananen hatten wir nicht auf Teneriffa verortet, sondern eher mit den feucht-warmen Tropen in Verbindung gebracht.
Jetzt, da wir diesen Post veröffentlichen, haben wir die Erkältung nahezu überwunden. Alles wird gut.